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19Apr
19.04.2021

Stahlknappheit

Eine aktuelle Herausforderung

Stahlknappheit

Wir sind seit über 35 Jahren in der Metall-Industrie tätig. Zurzeit haben wir es mit einem Phänomen zu tun, dass wir in der Ausprägung in all den Jahren noch nicht erlebt haben: Stahlknappheit. Normalerweise haben wir Material für mehrere Wochen auf Lager, sodass normale Schwankungen auf der Beschaffungsseite ausgeglichen werden können. Durch unsere Erfahrungswerte hatten wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lagerkapazität und Produktion.

Jetzt ist die Lage anders. Stahl ist nicht nur schwer zu beziehen, sondern auch deutlich teurer geworden. Unsere Lieferanten priorisieren bereits die Auslieferung bevorzugt an Stammkunden und Kunden mit bestimmten Mindestabnahmemengen. Das ist verständlich, doch ein schwacher Trost für diejenigen, die nicht (mehr) auf einen Lagerbestand zurückgreifen können.

Eingeschränkte Flexibilität

Auch wir überlegen, wie wir mit der Thematik der Verknappung umgehen. Problematisch wird es, wenn Projekte langfristig geplant wurden, sich der Kunde auf Preisstabilität und termingerechte Lieferung verlässt. Wie zum Beispiel bei unseren SCS Security Cage Systems. Unsere Sicherheitskäfige zum physischen Schutz für Serveranlagen in Rechenzentren und Unternehmen haben eine bestimmte Planungsdauer und Fertigungsphase.

Kurzfristige Anfragen müssen wir derzeit zurückzustellen, um langfristige Commitments bedienen zu können. Das schmerzt uns, da wir bekannt für unsere Flexibilität sind, aber jetzt unser gewohntes Service-Niveau an die Marktgegebenheiten gebunden ist.

Stahlknappheit führt zu steigenden Preisen

Für eine Tonne Stahl zahlen wir aktuell fast das 3-Fache wie noch vor einem Jahr. Bei langfristigen Projekten wird es auf Dauer schwierig, Aufträge wie vereinbart zu realisieren. Die Kalkulation mit einem Mittelwert ist früher oder später nicht mehr kostendeckend. Bei anderen Projekten, die wir branchenüblich tagesaktuell kalkulieren, können und müssen wir die gestiegenen Preise weitergeben. Stahl ist bekannt als Frühindikator für die Konjunktur.

Entwicklung der Stahlbranche

Wie so oft, kommen mehrere Aspekte zusammen und verstärken sich in ihrer Wirkung. Von 2018 auf 2019 wurde die Stahl-Produktion zurückgefahren, da die Autoindustrie weniger produzierte. Dann kam die Corona-Pandemie. Vielerorts wurde in Stahlwerken die Produktion von einem niedrigen Niveau noch weiter heruntergefahren. In Deutschland wurde 2020 so wenig Stahl erzeugt wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr: 35,7 Millionen Tonnen. 2009 waren es 32,7 Millionen Tonnen Stahl.
Pandemiebedingt wurde im letzten Jahr Personal entlassen oder sehr lange in Kurzarbeit geschickt, da viele Aufträge storniert wurden. Seit Ende des letzten Jahres steigt die Stahlnachfrage bereits. Aber ein schnelles Hochfahren der Produktion verursacht bis heute Probleme. Aktuell zieht die Autoindustrie ihre Produktion wieder an, benötigt Stahl in deutlich größeren Mengen als zuvor erwartet. Besonders großer Treiber der Situation ist China, mit einem ebenfalls unerwartet hohen Wirtschaftswachstum von 18%. Durch die Pandemie wurde auch der Online-Handel massiv angekurbelt. Einen Container von China aus nach Europa zu verschiffen kostet häufig das 3- bis 4-Fache als noch vor ein paar Monaten. Hinzu kommt, dass Importe durch Einführbeschränkungen und hohe Transportkosten oft nicht mehr wirtschaftlich sind. Die Probleme bei den Lieferketten sorgen für Verzögerungen und kräftig steigende Preise.

Geduld und Anpassungsfähigkeit sind gefragt

Wir als Mittelständler müssen improvisieren. Bislang haben wir unser Material bei örtlichen und regionalen Stahlhändlern gekauft. Doch diese Beschaffungsquellen allein reichen nicht mehr aus. Wir kaufen jetzt auch überregional und bekommen dennoch nicht die gewünschte Menge an Werkstoffen. So werden wir unfreiwillig ebenfalls zum Preistreiber der lokalen Stahlnachfrage. Laut Branchenexperten wird sich die Situation vorerst nicht ändern. Einige Stimmen aus der Branche geben sogar an, dass sich der Markt nicht vor dem nächsten Jahr erholen wird. Es besteht das Risiko, dass eine positive konjunkturelle Entwicklung ausgebremst wird, wenn die Nachfrage nicht befriedigt wird. Inwieweit auch Endverbraucher den Preisdruck zu spüren bekommen, wird sich im Laufe des Jahres zeigen.

Quellen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bis-zu-vier-mal-hoehere-frachtraten-101.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/stahlbranche-tiefster-wandel-der-geschichte-101.html

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